Typisch Thai:

Gummibaum

Kurioses am Rande des Kulturschocks, kurz und schmerzlos erklärt


Übrigens: Gummibaum


Als Zimmerpflanze ist er in deutschen Heimen weit verbreitet, hübsch anzusehen und kann unter guten Bedingungen auch ein paar Meter wachsen, also recht groß, bevor er an die Zimmerdecke stößt. Die Rede ist vom Ficus, auch Gummibaum genannt. Nicht unbedingt wegen seiner leicht gummiartigen Blätter und seinem elastischen Zweigen, sondern weil er bei Verletzung eine milchige, weiße Flüssigkeit absondert, Latex, die man tatsächlich zur Gummiherstellung verwenden kann. In den Tropen wachsen Gummibäume in Parks, im Wald, am Straßenrand und auf Grundstücken und erreichen dabei Ausmaße die dem Heimzüchter in Mitteleuropa ehrfürchtig den Kopf ins Genick legen lassen. Nicht nur hat ein ordentlicher Ficus einen mächtigen Stamm und eine dichte Krone, auch wachsen von seinen unteren Ästen hangende Wurzeln zum Boden hinab. Diese können zu neuen, dicken Stämmen werden, ist der Baum nur alt genug, wie man in alten Tempeln in ganz Südostasien beeindruckend beobachten kann. So schafft der Ficus es dann auch, über Bauwerke und Buddhastatuen zu wuchern, ganz als wäre er durch die Ziegel gedrungen – in Wirklichkeit hat er sich nur darüber gelegt.
Auch in Thailand hat man eine gewisse Ehrfurcht vor dem Ficus und verehrt ihn als religiösen Baum, genannt Banyan Tree: In ihm wohnen die Geister und sein Stamm wird mit bunten Bändern geschmückt.
Doch zur kommerziellen Gewinnung von Gummi taugt der Banyan Baum nur wenig – dafür gibt es den botanisch nicht näher verwandten Kautschukbaum. Er stammt eigentlich aus Südamerika und sieht unspektakulär aus: braun-weiße Rinde und normaler, gerader Wuchs, allerdings bis zu 30 Meter hoch. Keine rumpfdicken Äste, keine hängenden Wurzeln. Ritzt man seine Rinde ein, tritt ebenfalls Latex aus, in großen Mengen. Man kann Kautschukbäume überall in Thailand finden, am Straßenrand und auf Waldlichtungen. Da der Baum so unscheinbar ist, fällt er dem ungeübten Auge nur durch seine Anpflanzung in Reih und Glied auf – und durch die diagonalen, spiralförmigen Schnitte in seiner Rinde, ein bis zwei Meter über dem Erdboden. Um das Latex zu ernten, wird die Rinde eingeritzt, der Saft folgt dem Schnitt und fließt in ein Schälchen am unteren Ende der Kerbe. Wenn er trocknet, gibt er eine elastische Masse. Um diese zu Gummi zu machen, wird sie schließlich industriell weiterverarbeitet.

Übrigens: Feiertag

Der Vollmondtag im Mai ist einer der wichtigsten Feiertage für Buddhisten in aller Welt. In Thailand heißt dieser Tag Visakha Bucha und ist wie in allen buddhistischen Ländern ein Feiertag. Manche Staaten wie Sri Lanka machen daraus eine ganze Woche, doch in Thailand ist es vermutlich auch die zeitliche Nähe zu Songkran, die dem Fest eine strenge religiöse Betonung gibt. Zum Visakha Bucha wird dem Geburtstag, dem Tag der Erleuchtung und dem Tag an dem Buddha ins Nirwana einging gedacht, indem jeder sich auf die acht höchsten Gebote des Buddhismus besinnt. Da dies auch heißt, keine alkoholischen Getränke einzunehmen, sind außerhalb von Touristengebieten oftmals für 24 Stunden kein Alkohol und keine Tanzmusik erlaubt. Weitere Gebote heißen nicht zu töten, nicht zu lügen, der Völlerei zu entsagen und nicht auf erhöhten Stühlen zu sitzen. Die Gläubigen gehen an diesem Tag vor Sonnenuntergang in den Tempel und bringen den Mönchen Geschenke, mancher verbringt auch selbst den ganzen Tag dort um zu beten. Wie schon zu Songkran, werden Buddhastatuen mit Wasser übergossen und sollte Visakha Bucha einmal am Wochenende sein, so greift das thailändische „Ersatz-Gesetz“, wonach ein Feiertag, der auf einen Sonntag fällt, am direkt folgenden Montag nachgeholt werden muss. Schon allein, um dem Tag auch die Bedeutung zu geben, die ihm zusteht.

Alexander Heitkamp

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