Typisch Thai:

Numerologie

Kurioses am Rande des Kulturschocks, kurz und schmerzlos erklärt


Übrigens: Numerologie


Nicht nur im Westen, auch in Asien kann es teuer werden, sein Wunschnummernschild zu erhalten. Zumal im Osten ein viel größerer Wert auf glücksbringende Zahlen gelegt wird: Keine Heirat, Geschäftsgründung, Namensgebung, ja sogar Geburt (Kaiserschnitt macht‘s möglich) ohne vorher von Mönchen oder Sehern bestimmen zu lassen, welche Zahlen und damit welches Datum und welche Uhrzeit am verheißungsvollsten sind.
Bei der Numerologie (Lehre der Zahlen) wird jedem Buchstaben eine eigene Zahl zugewiesen, das selbe gilt auch für Farben, Planeten, Fähigkeiten und vieles mehr – praktisch jedes Ding bekommt seine Zugehörigkeit zu einer Zahl und lässt sich so miteinander vergleichen. Um etwa den numerologischen Wert aus einem Namen zu erhalten, werden die Werte der einzelnen Buchstaben addiert, man nennt das auch Quersumme. Manche Zahlen harmonieren besonders, andere passen nicht so gut zusammen und wieder andere Kombinationen werden, besonders von Thai-Chinesen, als unheilvoll betrachtet.

Wer sich also seine Wunsch-Kombination für unfallfreies Fahren nicht leisten kann, oder wer etwas in seinem Leben ändern will und dafür auf die Unterstützung der Zahlen nicht verzichten möchte, klebt kurzerhand die zur heilbringenden Quersumme noch fehlende Ziffer auf oder neben das Schild.

Übrigens:  Sawasdee

Ob als Slogan der thailändischen Tourismusbehörde, Name von unzähligen Restaurants, Hotels, Autovermietern und Reiseveranstaltern, die thailändische Begrüßungsformel ist so populär wie nie zuvor. Dazu die Handflächen aneinandergelegt zu einem Wai und den Kopf leicht vorgebeugt ist der Gruß das wohl bekannteste Symbol für Thailand überhaupt. Dabei gibt es diese Wortschöpfung noch gar nicht so lange, blickt man auf das Alter der siamesischen Kultur zurück. Begründet wurde der Begriff „Sawasdee“ von einem Dozenten an der Chulalongkorn Universität, der seine Studenten vor 75 Jahren im Hörsaal mit diesen Worten begrüßte. Etwa zur gleichen Zeit wünschten die neuen Radioprogramme am Morgen Arun Sawat (Guten Morgen) und zum Sendeschluss Radri Sawat (Gute Nacht), was allgemein als etwas unglückliche Grußformeln angesehen wurde – ein anderer Begriff musste her. Es waren die Bemühungen des Königshauses und der Regierung nach dem zweiten Weltkrieg, Land und Leute zu „modernisieren“ und „altmodische“ Dinge wie etwa das Betelnuss-Kauen als unschicklich zu deklarieren, die 1947 zu einem Erlass von Premierminister General Phibunsongkhram führten – mit konkreter Anleitung zum Verhalten eines modernen und reinen thailändischen Bürgers. Da kam der neue Begriff des Dozenten gerade recht und passte wunderbar in den Kodex. Sawasdee sind eigentlich zwei Worte, Sawat ist abgeleitet aus Pali und Sanskrit und steht für Erfolg, Glück, Sicherheit, Segen, Di heißt gut. Ein bescheidener Wai dazu vor der Brust soll zeigen, dass die Worte von Herzen kommen und zugleich Begrüßten als auch Grüßenden segnen.

Alexander Heitkamp

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