Typisch Thai:

Straßenessen

Kurioses am Rande des Kulturschocks, kurz und schmerzlos erklärt


TÜbrigens: Straßenessen


Hochzeit, Geburtstag, Gottesfest oder Todesfeier – das gemeinsame Essen spielt zu gesellschaftlichen Anlässen in allen Kulturen eine große Rolle. In Thailand ist es bemerkenswert, dass Essen auch zu jedem nichtigen Anlass jederzeit gegenwärtig ist, oder auch ganz ohne. Die unter Thais gängige Begrüßung „Hast du schon gegessen?“ ist der beste Beweis dafür, wie sich das Leben in Thailand ums Essen dreht. Vielleicht liegt das auch daran, dass Speisen traditionell in Gruppen eingenommen werden: Man sitzt in der Runde uns isst aus gemeinsamen Töpfen, die übrigens nicht herumgereicht werden. Ähnlich wie ein kleines Büfett.
Selbst im modernsten Bankenviertel Bangkoks ist es deshalb noch heute unschicklich, alleine essen zu gehen, und sei es eine Nudelsuppe am Straßenrand: Stets wird die Mahlzeit als gesellschaftlicher Event genutzt, je mehr Teilnehmer, desto besser schmeckt‘s. Was sicher auch an der Struktur der thailändischen Küche liegt: Einen Teller mit Steak, Gemüse und Kartoffeln für jeden Tafelnden kennt man hier traditionell nicht. Jede Zutat wird praktisch als eigenes Gericht gekocht, so dass man als einsamer Speisender in einem Restaurant jedes Mal zwischen einseitiger Ernährung oder einer Rechnung über vier Gerichte wählen muss. Was wiederum den Erfolg und die Notwendigkeit von Nudelshops und rollenden Obstständen auf den Straßen und Nachtmärkten erklärt.

Da aber umgekehrt bei gesellschaftlichen Zusammenkünften, wie etwa dem zufälligen Treffen der früheren Arbeitskollegin auf dem Gehweg, etwas Essbares nie fehlen darf, gibt es überall im Königreich unzählige Snack-Verkäufer. Sie sind die wahren Erfinder des Fastfoods. Ihre Kleinigkeiten werden im Handumdrehen mit Soße und frischem Ingwer oder Chilis in Plastiktüten überreicht – ein oder drei angespitzte Holzspieße dazu, je nachdem wie viele Leute sich den Snack teilen sollen. Dabei ist man sich für den Zweck auch nicht zu schade, bei den Nachbarn abzukupfern: Chinesische Dim Sum und indonesische Satay-Spieße gehören zu den beliebtesten Snacks. Welches Gericht gerade wo am besten schmeckt, spricht sich im Ort in Lichtgeschwindigkeit herum und so mancher unscheinbarer Nudelkarren wird plötzlich für sein Khao Muu Daeng überrannt. An einem solchen Stand dauert es oft nicht lange, bis selbst S-Klasse Limousinen mit Chauffeur dort halten. Natürlich steigen die Herrschaften selbst aus, um sich ihr Mahl mitgeben zu lassen. An manchen Garküchen kann man dann gerahmte Fotos mit prominenten Gästen und ihrem Leibgericht bestaunen. Diese Bilder sind das verlässlichste Gütesiegel in der thailändischen Gastronomie.

Übrigens: Truckerhelden

Im Vergleich mit anderen südasiatischen Ländern halten sich die Lastwagenkünstler in Thailand zugegeben etwas zurück. Die Bemalungen der Kipplader und Pritschen-Laster sind nicht ganz so knallig und detailverliebt wie man sie etwa in Delhi oder Manila. Doch weniger bedeutungsgeladen sind sie keineswegs: Neben traditionellen Zeichen und Amuletten sollen auch westliche Symbole das Gefährt beschützen. So ziert das handgemalte Portrait von Hollywood-Star Al Pacino aus einem seiner ersten Filme, „Serpico“ von 1973, zahlreiche Schmutzfänger thailändischer Lastwagen. Serpico ist ein guter Bulle –  der einzige seiner Behörde sogar, der sich nicht bestechen lässt und im Kampf gegen die Korruption sein Leben aufs Spiel setzt. Ein unverzichtbarer Schutzengel also, wenn man täglich Überstunden auf den Highways macht, nicht selten mit Frau und Kind im Cockpit, und den zahlreichen Kontrollen der örtlichen Polizei mit ihrer Willkür ausgesetzt ist. Dieselbe Ehre wird auch Draufgänger Sylvester Stallone erwiesen in seinem 70er-Jahre Outfit als „Cobra“ (siehe Foto) – jedoch mit weniger militanter Frisur als im Film. Er symbolisiert Durchsetzungsvermögen für rechtschaffene Werte und gehört somit eigentlich an jedes Gefährt eines starken Mannes.

Alexander Heitkamp

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