Typisch Thai:

Ventilatortod

Kurioses am Rande des Kulturschocks, kurz und schmerzlos erklärt


Übrigens: VENTILATORTOD


Neulich in der Zeitung: Ein Mann wurde am Morgen tot in seinem Bett gefunden. Die Fenster waren geschlossen, es gab keine Spuren von Gewaltanwendung, nur der Ventilator lief. „Natürlicher Tod“ würde man vermuten, doch der Arzt äußerte Bedenken: Es könne am Ventilator liegen, ein so genannter „Fan Death“ sei nicht ausgeschlossen. Nein, damit meint er nicht etwa eine defekte Stromzufuhr, die das Klappbett elektrisiert haben könnte, sondern einen eigentlich aus Südkorea stammenden Aberglauben. Demnach setzt jeder leichtfertig sein Leben aufs Spiel, der sich bei geschlossenen Fenstern und Türen in einem Zimmer schlafen legt, in dem ein Ventilator läuft. Die Erklärungen sind dabei ganz unterschiedlich: Rotorblätter entziehen der Atemluft Sauerstoff, und man vergiftet sich am erhöhten Anteil von Kohlenmonoxid. Oder der Wirbel verursacht einen Sog der zum Abfallen des Luftdrucks und damit zum Ersticken führt. Die wohl medizinischste Erklärung beruft sich auf eine Hypothermie, das Absinken der Körpertemperatur, die jedoch tatsächlich nicht durch die einfache Kühlung der Haut herbeizuführen ist. Wie dem auch sei, in Thailand scheint man dem koreanischen Aberglauben nicht abgeneigt. In Korea gibt es deshalb schon lange Ventilatoren mit Abschaltautomatik, hierzulande reicht bereits ein simpler Trick, den jeder Billigventilator beherrscht: Das Gerät auf Schwingen stellen und schon ist die Gefahr gebannt, sich in der Zugluft eine Erkältung zu holen – oder gar den Tod. Man kann ja nie wissen …

Übrigens:  KÖRPERPFLEGE

Auch wenn so mancher nur seine Vorurteile pflegt was die Hygiene in weniger industrialisierten Ecken des Globus angeht, ist es doch auffällig wie sauber es der Thai gerne hat. Selbst in ärmlichen Hütten wird regelmäßig gewischt und auch Verkehrsinseln werden von Unrat befreit. Sicher, so mancher Hausmann bemängelt die Gründlichkeit des thailändischen Besenschwungs, doch gibt es hier zum Beispiel auch weniger Hausstauballergien als im Land des Weißen Riesen. Am wichtigsten ist dem Thai noch immer seine Körperpflege, und das gilt nicht nur für die Frauen. Auch die Männer achten auf ihre Erscheinung und der Status spielt dabei eine besondere Rolle. So gehört zu gepflegten, zentimeterlangen Fingernägeln schon ein gewisser Luxus, schließlich kann sein Träger damit weder den Boden bestellen, noch in der Fabrik Maschinen bedienen – und ein Schreibtischjob ist noch immer von höherem Rang. Das Schmücken tritt dabei häufig über die Geschlechtergrenze, zumindest aus westlicher Sicht. Lipgloss oder ein Haarreif aus Plastik etwa sind auch bei Männern sehr beliebt, denn bei der Haartracht gilt: ob lang oder kurz, Hauptsache gepflegt. Das hat auch David Beckham auf seinen Reisen nach Thailand bemerkt, der wohl bekannteste Anhänger asiatischer Frisurentrends. Noch mehr (westliche) Köpfe aber dreht der Mann, hat er Muttermale im Gesicht: Sprießen aus ihnen lange, borstige Haare, so trägt er sie mit Stolz, ein Stutzen käme ihm nie in den Sinn – sind sie doch nach altem chinesischen Glauben die besten Glücksbringer, die er haben kann.

Übrigens: KOKOSNUSS

Wer Kokosnüsse nur aus dem deutschen Supermarkt kennt, hart und braun, wird sich auf thailändischen Märkten gewundert haben, was dieses weiß-grünen Zylinder mit der lustigen Spitze wohl mit Kokosmakronen oder Bounty-Riegeln gemein haben soll. Tatsächlich ist das, was man in Europa als Kokosnuss kauft, die innere Schale derselben, nur sehr alten Kokosnuss – so alt, dass fast die gesamte Kokosmilch darin bereits zu trockenem, festen Raspel-Material geworden ist. Die weißen Fasern hat man aus Gewichtsgründen entfernt, und die Milch hält sich im TetraPak einfach besser frisch. Die Kokosnuss ist nicht nur eines der wichtigsten Exportgüter, sondern hat auch im Lande eine große Bedeutung. Praktisch jeder Teil der Kokospalme wird verwertet. Aus den groben Fasern macht man Seile oder nutzt sie als Brennmaterial, Die Schalen geben prima Essgeschirr, das Holz ist extrem hart und besonders für tragende Säulen beim Hausbau beliebt. Die Blätter werden für Zäune oder Hüttendächer gebraucht. Milch und Fleisch spenden nicht nur ein tolles Körperöl, sondern sind bekanntlich auch Grundlage vieler Currys und des Palmzuckers. Jedes Land hat dabei seine eigene Methode, der Nuss auf die Pelle zu rücken: In Indien wird die orangefarbene King-Coconut in einem Dreieck geöffnet, ein vierter Schnitt macht aus der Schale einen Löffel für das glitschige Fleisch. In Indonesien wird sie angespitzt und geköpft wie ein Frühstücksei und in Thailand wird sie ganz in der Tradition der Fruchtschnitzereien bearbeitet, zu einem kleinen Tempel mit dem Dach ähnlich einer Pagode.

Alexander Heitkamp

Wie gefällt dir dieser Beitrag?

Keine Bewertung

Deine Meinung ist uns wichtig! Bewertung abgeben


Weitere interessante Artikel