Typisch Thai:

Wasser

Kurioses am Rande des Kulturschocks, kurz und schmerzlos erklärt


Übrigens: Wasser


Es gehört zu den zehn Geboten der Tropenreisenden, stets ausreichend Flüssigkeit zu trinken und offensichtlich wird der vielgedruckte Hinweis auch zu Herzen genommen. Wo Touristen unterwegs sind, sind auch Plastikflaschen mit Trinkwasser stets parat und so mancher Thai wundert sich belustigt über „Farang“ die an der Straßenecke stehen und Flaschen mit Wasser vertilgen. Nicht etwa, weil die Einheimischen zu wenig Wasser trinken würden, sondern weil sie es anders tun – und sicher auch weil ihr Stoffwechsel dabei nicht gleich alles wieder so massiv ausschwitzt wie mancher Europäer es tut.

Wasser wird in Thailand seit jeher in großen Behältern bereitgehalten für die Gemeinschaft und vorbeikommende Fremde. Noch heute kann man auf der Veranda von alten Häusern solche Krüge sehen, meist mit einem einzigen Metallbecher kopfüber obenauf. Aus diesem trinken alle gemeinsam, manchmal ohne dabei die Tasse mit den Lippen zu berühren, meist aber ganz normal und ohne hygienische Bedenken. Motorradtaxistände und Gastankstellen sind heute noch klassische Orte für solche Wasserstellen, einem Kühlbehälter randvoll mit Eiswürfeln und nicht selten mit ein paar Tropfen Blütenaroma von Jasmin oder Rosenwasser, oder einem sehr dünnen Tee. Gerade genug, um den Geschmack von Leitung, Chlor oder Lagerung zu übertönen. Wasser ist aus solch einem Behälter ein Gemeingut, natürlich kostenlos und selbst an der Garküche wird für Wasser das nicht aus den modernen Plastikflaschen kommt, auch nur eine sehr geringe Gebühr fällig, die einen Baht oft nicht übersteigt. Und obwohl es in Bangkok mittlerweile eine beachtliche Zahl von kostenlosen Trinkwasserhähnen auf Gehwegen gibt, werden sie kaum für ihren eigentlichen Zweck benutzt – so verwurzelt ist das Trinken aus dem gemeinschaftlichen Becher noch heute.

Übrigens: Feuer

Ob Martinszug in Europa, Diwali in Indien oder Loy Krathong in Thailand – zum Jahresende, wenn die Tage kürzer werden, feiert man weltweit Feste die dem Licht gewidmet sind oder leuchtende Flammen in den Mittelpunkt stellen. Selbst bei sonst weniger gläubigen Menschen sind solche Feste heute wegen ihrer dekorativen Wirkung sehr beliebt und ihre Entstehung bleibt oft unklar. So führt eine Theorie der Entstehung des indischen Lichterfestes auf König Rama und Königin Sita aus Ayutthaya zurück, denen man bei ihrer Rückkehr aus dem Asyl den Heimweg mit kleinen Lichtern markierte. Das thailändische Vollmondfest im November wiederum ist vermutlich nach Vorbild aus Indien entstanden, wo man die Flussgöttin des Ganges mit schwimmenden Laternen huldigte. Das Kerzenlicht auf den heutigen „Krathongs“, die auf dem Fluss alle schlechten Lasten mit sich forttragen sollen, leuchtet dabei zu ehren Buddhas. Chiang Mai ist vor Ayutthaya und Sukhothai heute der beliebteste Ort für die Loy Krathong-Feierlichkeiten. Dort gibt es auch die größten Massenstarts von glückbringenden Feuerballons, Khom Fai, siehe www.khomloy.de. Das sind Papierballons, die mit einer Flamme angetrieben lautlos in den Nachthimmel steigen und in den letzten Sommern wegen ihrer Beliebtheit auf deutschen Hochzeitsfeiern zu einer explosionsartig angestiegenen Zahl von UFO-Meldungen geführt haben.

Alexander Heitkamp

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