Filmfestivals auf Koh Samui und Phanghan: Großes Kino auf kleinen Inseln

Ein Filmfestival unter Palmen: Was Cannes kann, können Koh Samui und Koh Phangan auch. THAIZEIT stellt den ungewöhnlichen Festivaldirektor vor.

Das Art Café auf Koh Phangan ist ein Rückzugsort, eine Festung aus Bambus und Beton. Hier scheint der Vollmond nicht hinein. Draußen donnert sich die Insel für die Full Moon Party auf. Julien L. Balmer wird auch heute nicht auf die Riesensause gehen, so wie er auch die letzten acht Jahre, die er nun schon auf Koh Phangan lebt, nicht hingegangen ist. Julien L. Balmer hat anderes vor, etwas ganz anderes, er arbeitet an einem Gegenprogramm. Julien L. Balmer ist ein Festivaldirektor: Er hat zwei Filmfeste ins Leben gerufen, auf Koh Phangan und auf Koh Samui. „Anstatt nur über die Partyszene zu lästern, will ich eine Alternative anbieten“, sagt er. 
Verschlungen wie eine Brezel drapiert sich der 32-jährige Yogaschüler auf die Liegekissen im Café. Weil es so einfach aussieht, wie er seine Beine abknickt und ineinander verhakt, fällt es zunächst gar nicht auf; wenn man es dann bemerkt, glaubt man, die eigenen Bänder reißen zu hören. Yoga ist der Grund, warum Julien Balmer auf Koh Phangan wohnt. Hier unterrichtet sein Meister. Er hat ihn in Indien kennen gelernt und ist ihm bis nach Thailand gefolgt. Das Klischeebild vom Aussteiger: Balmer erfüllt es auf den ersten Blick. Er trägt Hemd, Fischerhosen und ein Lächeln im gebräunten Gesicht. Frage: Würden Sie so einem Ihr Geld anvertrauen? Antwort: Damit könnten Sie Ihr Vermögen vervielfachen.

Yogaschüler mit Wirtschaftsdiplom

Der Schweizer hat an der renommierten Universität von Sankt Gallen sein Studium der Wirtschaftswissenschaften, Finanz- und Kapitalmärkte abgeschlossen. In feinem Zwirn und mit zurückgeklatschten Locken gäbe er in jeder Finanzstube nicht nur optisch eine gute Figur ab. „Makroökonomie und Wechselkurse stimulieren mich bis heute intellektuell“, sagt er. Investments tätige er jedoch nicht – „ich hab ja nichts zu investieren.“ Der Festivaldirektor lächelt.
Das Kapital von Julien Balmer ist seine Liebe zum Kino: „Unter Umständen kann man einen Film für sich entdecken, der das eigene Leben verändert. Das ist der Hauptgrund, warum ich die Festivals organisiere: weil ich weiß, dass gute Filme diese Kraft haben.“

Botschaft mit Humor

Gute Filme, das sind für Julien Balmer vor allem Dokumentarfilme. Sie machen einen Großteil der rund ein Dutzend Beiträge im Programm des Samui Film Festivals aus. Für Balmer ist wichtig, dass diese Streifen nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommen: „Die Leute wollen zum Lachen gebracht werden“, sagt er. So wie in Impact Man, einem Dokumentarfilm über einen New Yorker Journalisten, der ein Jahr lang in perfekter politischer Korrektheit lebt und auf Strom, Auto und Supermarkteinkäufe verzichtet. Der Clou: Seine shoppingsüchtige Gattin und die verwöhnte Tochter müssen auch mitmachen. Der Anspruch auf Nachhaltigkeit, um den sich Impact Man dreht, steht für das ganze Festival. Die Vorführungen finden unter freiem Himmel statt, inmitten einer großzügigen Spa-Anlage. Statt Popcorn gibt es  thailändische Spezialitäten und ein Teil der Einnahmen gehen an ein lokales Umweltprojekt. „Das Festival gibt es, weil mir diese Sachen am Herzen liegen“, sagt Julien L. Balmer. Für den Yogaschüler mit Wirtschaftsdiplom eine sichere Investition.  

Christoph Stockburger


Das Samui Film Festival findet vom 6. bis 8. August 2010 auf dem Gelände des Tamarind Springs Forest Spa statt. Das komplette Programm, Filmtrailer und Reiseangebote stehen auf der Homepage des Festivals: www.samuifilmfestival.com Das nächste Phangan Film Festival wird im Februar 2011 veranstaltet: www.phanganfilmfestival.com

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