Zum Ruhestand nach Thailand: Gesund ins Alter
Wer sich in Thailand zur Ruhe setzen will, sollte über die medizinische Situation im Königreich Bescheid wissen. Unser letzter Teil der Serie „Ruhestand in Thailand” gibt einen Überblick zum Thema Gesundheitsfürsorge und Krankenversicherung.
Wenn man sich fragt, was der Spaßverderber Nummer Eins an einem glücklichen Lebensabend als Ausländer in Thailand ist und an den relevanten Stellen nachfragt, kristallisiert sich schnell heraus: Wer fernab des heimischen Sozialsystems ohne Krankenversicherung ernsthaft krank wird, kann nicht nur Lebensqualität, sondern buchstäblich alles verlieren.
Franziska Chawla, Leiterin der Sozialstation vom Deutschen Hilfsverein e.V. in Bangkok hat schon einige Schicksale älterer Deutscher Deutschland mit-erlebt. Auf Ups folgen Downs. Dann landet man eventuell bei Frau Chawla. Die häufigsten und auch krassesten Krisen entstehen durch Krankheit und Unfällen und den daraus resultierenden Problemen. Der Verein, der auch rechtliche Beratung und psychosozialen Beistand gewährt sowie Kinder-, Jugend- Kranken- und Altenhilfe sowie Häftlingsbetreuung zu seinen Aufgaben zählt, rät speziell in Sachen Gesundheit auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Eine Krankenversicherung mit ausreichender Abdeckung ist essenziell, ein medizinischer Notfall oder eine länger andauernde Pflegesituation können die Ersparnisse eines ganzen Lebens auffressen. Wer nicht versichert ist, macht die schnelle Behandlung einer Wunde oder eines Bruches besser zur Priorität, denn z.B. eine Entzündung einer wundgelegenen Stelle kann einen alptraumhaften Rattenschwanz nach sich ziehen und das Abenteuer Thailand auf ganz unschöne Art beenden. Selbiges rät die Rechts- und Konsularabteilung der deutschen Botschaft, die sich oft mit Fällen von Verarmung durch Krankheitsfälle konfrontiert sieht. Wer glaubt die Botschaft spendiert ein Rückflugticket oder zahlt eine Krankenhausrechnung, wenn alle eigenen Ressourcen aufgebraucht sind, der irrt. Hier ist Eigenverantwortung gefragt, denn die Botschaft kann in solchen Fällen höchstens versuchen Verwandte und Bekannte in Deutschland zu kontaktieren, damit diese einen Flug zurück in die Heimat organisieren.
Gesundheitsversorgung in Thailand
Im Alter wird man öfters krank und man regeneriert sich langsamer. Gesundheitsvorsorge ist daher ein wichtiges Thema. Doch wie sieht es in Thailand - nach wie vor ein Entwicklungsland - bezüglich medizinischer Versorgung aus?
Jährlich verbinden Hundertausende ihren Strandurlaub mit einem Abstecher in eine der High-Class Institutionen in Bangkok oder Pattaya um Eingriffe vornehmen zu lassen, meistens im Bereich der plastischen Chirurgie. Dabei verstehen es die oft Spa-ähnlich aufgemachten Kliniken ihren Kunden einen zuvorkommenden und ganzheitlichen Service zu bieten, überraschend für Mitteleuropäer, die sich in heimischen Krankenanstalten oft nur als Nummer fühlen. Die medizinische Infrastruktur in Thailand wird gemeinhin als sehr gut bezeichnet, doch hier ist Vorsicht geboten - je nachdem wo man sich im Königreich befindet, trifft dies nur bestimmt zu.
Während man in der Hauptstadt Bangkok und in den Touristenhochburgen Pattaya, Phuket und anderen Orten mit gut ausgebauter Infrastruktur medizinische Betreuung auf westlichem Niveau kombiniert mit asiatischem Service erhält, und die Creme de la Creme Thailändischer Kliniken sich gerade einen hervorragenden Ruf für plastische Chirurgie aufbaut, sieht es in den infrastrukturschwachen Provinzen anders aus. Der Weg zum Arzt kann langwierig und schwierig sein. Wen es in die Provinzen zieht, sollte sich daher sich vorher informieren was für ein Angebot an Krankenhäusern und Kliniken besteht. Im Notfall muss man sich in die nächst größere Stadt begeben oder transportieren lassen, um erforderliche medizinische Eingriffe durchführen zu lassen.
Gute Betreuung, niedrige Kosten
Prinzipiell sprechen Thailändische Ärzte aufgrund ihrer Ausbildung Englisch, in den großen Krankenhäusern Bangkoks und in den Touristenzentren manchmal auch Deutsch, oft gibt es in diesen professionell geführten Kliniken auch Deutsch sprechendes Betreuungspersonal.
Medizintourismus boomt nach wie vor in Thailand, viele Kliniken haben ihre Marketingstrategien gezielt auf deutschsprachige Kundschaft ausgelegt. Arzt-, Medikament- und Behandlungskosten sind in Thailand um einiges günstiger als in Mitteleuropa, das heißt ambulante Behandlungen kann man wohl meistens aus der Portokasse bezahlen.
Hinzu kommt das man viele Medikamente, die man zu Hause nur auf Rezept bekommt, in Thailand rezeptfrei in der Apotheke erhält. Oft hat man die Wahl zwischen dem Original Medikament oder günstigerer Generika. Anders sieht es aus, wenn größere Eingriffe nötig sind oder man verunfallt: Die Kosten für die Richtung eines komplizierten Bruchs, eine Herzoperation oder monatliche Dialyse sind wohl für den durchschnittlichen Pensionaten nicht mehr selbst aufzubringen, denn auch wenn diese Behandlungen nur einen Bruchteil der Kosten wie in einer deutschen Klinik ausmacht, eine Million Baht und mehr sind schnell erreicht.
Hier ist eine gute Krankenversicherung unentbehrlich, dabei kann man durchaus günstige Angebote finden, zum Beispiel durch die Ausklammerung von ambulanten Kosten, die man dann selbst übernimmt, im Gegensatz dazu wird die Versicherung dann entsprechend preiswerter. Verträge dabei immer genau studieren und sich über die Leistungen die erbracht werden im Klaren sein!
Erbrecht in Thailand
Wer Streitigkeiten zwischen den Verbliebenen vermeiden, oder einfach nur versichert sein will, dass seine Liebsten das bekommen, was ihnen zugedacht wurde, muss sich auch Gedanken darüber machen was mit den Besitztümern passiert, wenn der Todesfall eintritt. Ob dabei deutsches oder thailändisches Erbrecht zum Tragen kommt, richtet sich je nachdem, wo sich die Güter befinden.
Das Deutsche und Thailändische Erbrecht ähneln sich. Ein wichtiger Unterschied ist, dass es im thailändischen keinen „Mindesterbteil“ im Sinne des deutschen „Pflichtteils“ gibt. D.h., dass der überlebende Gatte zu gleichen Teilen erbt wie die Kinder. Existieren weder Kinder noch Eltern, erbt der Gatte 2/3 des Nachlasses, den Rest erben Halbgeschwister, Großeltern sowie Onkel, Tanten usw. Sind keine Verwandten dieser Ordnung mehr zu finden, ist der überlebende Gatte Alleinerbe. In thailändischem Recht kann, wie im Deutschen, ein Testament Hand- sowie maschinenschriftlich aufgesetzt werden, dabei muss der Erblasser im Beisein von zwei Zeugen das Testament unterschreiben, die dies wiederum mit ihrer Unterschrift bestätigen.
Weil es kein Pflichtteilsrecht gibt, kann auch der Ehepartner vollständig von der Erbfolge ausgeschlossen werden, ohne dass gegen die Erben ein Pflichtteilausgleichsanspruch besteht. Gerade in binationalen Beziehungen kann es in Anbetracht dieser Regelung sinnvoll sein, einen Ehe- oder Erbvertrag noch zu Lebzeiten abzuschließen.
Teil 1 der Reihe: Zum Ruhestand nach Thailand: Bleiben für immer
Teil 2 der Reihe: Zum Ruhestand nach Thailand: Leben in einer anderen Welt
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