Interview mit der Deutsch-Thailändischen Handelskammer:

Die Kammer der Zukunft

Ein Interview mit dem Präsidenten der Deutsch-Thailändischen Handelskammer, Rolf-Dieter Daniel, und dem kommissarischen Geschäftsführer Benjamin Leipold.


Thaizeit: Viele Leser brauchen sicher etwas Hintergrundinformation. Bitte erklären Sie kurz, warum es überhaupt eine Kammer gibt und was ihre wichtigsten Aufgaben sind.
Daniel: Die AHK Thailand hat drei Aufgaben: Sie repräsentiert die deutsche Wirtschaft in Thailand. Sie ist als Beratungsorganisation unter dem Namen DE-International tätig und bietet Dienstleistungen an. Und sie ist eine Mitgliederorganisation – nicht nur für die großen deutschen Konzerne, sondern vor allem auch für die kleinen und mittelständischen Unternehmen. Ich bin Präsident der Kammer, vertrete hauptberuflich jedoch das mittelständische Unternehmen Staedtler.


Leipold: Auslandshandelskammern werden ab einem gewissen Handelsvolumen gegründet, um Unterstützungsleistungen zu bieten. Es gibt derzeit 120 AHK-Büros in 80 Ländern weltweit. Der Ansatz ist bilateral, es sollen die Wirtschaftsbeziehungen insgesamt gestärkt werden – also nicht nur der deutsche Handel in das betreffende Land, sondern auch umgekehrt. Wir vertreten die Interessen des Bundeswirtschaftsministeriums und der deutschen Unternehmen im Ausland und fungieren als Sprachrohr der deutschen Wirtschaft im Gastland. Wir sind hier in Thailand eine Mitgliederorganisation mit derzeit etwa 460 Mitgliedern und bieten diesen verschiedene Services und stellen eine Plattform zum gegenseitigen Austausch dar. Und wir bieten Dienstleistungen für Unternehmen. Wir helfen, den Markteintritt eines deutschen Unternehmens in Thailand oder eines thailändischen Unternehmens in Deutschland vorzubereiten. Dieses Angebot richtet sich insbesondere an kleine und mittelständische Unternehmen.
Die AHK in Bangkok ist seit kurzem unter neuer Führung. Zum einen sind Sie, Herr Daniel, zum neuen Präsidenten gewählt worden, zum anderen ist der bisherige Geschäftsführer Stefan Bürkle zurückgetreten. Als sein bisheriger Vize leiten Sie, Herr Leipold, die Geschäfte kommissarisch. Was ist der Hintergrund dieser unter den Mitgliedern heiß diskutierten Entwicklung?
Daniel: Der bisherige Geschäftsführer Stefan Bürkle ist aus persönlichen Gründen zurückgetreten, Benjamin Leipold hat die Leitung der Kammer kommissarisch übernommen. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Auf diesem Wege möchte ich Herrn Bürkle für seine langjährige Tätigkeit bei der Kammer danken. Dass meine Amtsübernahme als Präsident ungefähr zur gleichen Zeit stattgefunden hat, ist Zufall. Ich bin nach demokratischen Prinzipien von der Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit gewählt worden – eine Wahl, bei der es übrigens erstmals drei Kandidaten für das Präsidentenamt und eine Rekordbeteiligung der Wahlberechtigten gab. Das zeigt ein gesteigertes Interesse der Mitglieder an der Kammer. Soviel zum Status Quo. Wir wissen: Es herrscht großer Handlungsbedarf in der Kammer – aber wir sind dafür gut vorbereitet. Der Vorstand hat viel konzeptionelle Vorarbeit geleistet, die es jetzt durch das neue Management umzusetzen gilt. Wir agieren dabei umsichtig und transparent und informieren die Mitglieder zeitnah über die Entwicklungen. Entscheidend ist das Wohl der Kammer und seiner Mitglieder, dafür brauchen wie eine Politik der ruhigen Hand. Daher reagieren wir nicht auf Provokationen oder Sensationsjournalismus, sondern überzeugen durch entschlossenes und überlegtes Handeln.
Welche Rolle hat der Vorstand bei den bisherigen Entwicklungen und welche Aufgaben wird der Vorstand jetzt übernehmen?
Daniel: Der Vorstand ist ein reines Kontrollorgan und hat keine Exekutivfunktion. Natürlich hat der Vorstand die Aufgabe, die Ausrichtung und die Strategie der Kammer gemeinsam mit dem Geschäftsführer festzulegen sowie deren Umsetzung zu begleiten und zu kontrollieren. Kurz gesagt: Der Vorstand setzt Ziele, die die Geschäftsführung verwirklichen muss.
Wann wird ein neuer Geschäftsführer erwartet? Könnte dieser Benjamin Leipold heißen?
Leipold: Die Position des Geschäftsführers der AHK Thailand ist offiziell ausgeschrieben, Bewerbungsschluss ist der 13. Mai. Der DIHK in Berlin sichtet die Eingänge und bespricht diese mit dem Vorstand in Bangkok, der dann Kandidaten zum Bewerbungsgespräch einlädt. Ich rechne damit, dass wir im Oktober oder November dieses Jahres einen neuen Geschäftsführer haben werden. Ich selber werde mich nicht auf diese Position bewerben, sondern als Stellvertreter in Bangkok bleiben und im nächsten Jahr meine Karriere in einem anderen Land fortsetzen. Ich kann mir aber gut vorstellen, nachdem ich in anderen Ländern Station gemacht haben werde, zur AHK Bangkok zurück zu kommen.

Bereits in der Vergangenheit hieß es, es werde eine tiefgreifende Modernisierung und Reformierung der Kammer durchgeführt. Sie versprechen jetzt dasselbe. Was ist der Unterschied? Wie wird die neue Führung die Reformen durchsetzen? Daniel: Dem Vorstand ist seit einiger Zeit bekannt, dass Verbesserungsbedarf in den Bereichen Service, Finanzen und Kommunikation besteht. Bereits seit über einem Jahr arbeiten Vorstandsmitglieder in verschiedenen Ausschüssen an Konzepten, die Kammer zu reformieren. Diese Konzepte werden jetzt Schritt für Schritt umgesetzt – und das wird der Vorstand auch überwachen. Wie stellen Sie sich die von Ihnen angekündigte "neue Struktur" der Kammer vor? Leipold: Ich leite die Kammer natürlich nur kommissarisch und für wenige Monate. Dennoch werden wir bereits jetzt den wichtigsten Reformbedarf anpacken. Es ist uns wichtig, die Effizienz erheblich zu steigern. Dafür analysieren wir die bisherigen Abläufe und optimieren überall, wo es erforderlich ist. Wir stärken momentan die Bereiche Service und Öffentlichkeitsarbeit erheblich, um für unsere Mitglieder effektiver und umfassender arbeiten zu können. Dazu werden bisherige Strukturen neu verschmolzen, eine neue Abteilungsleiterin fängt außerdem Mitte Mai mit ihrer Arbeit an. Wir sind noch in der Phase der behutsamen Umsetzung, werden unseren Mitgliedern jedoch alle Details in den nächsten Monaten präsentieren. Die finanzielle Lage der Kammer ist sehr besorgniserregend. Bitte nennen Sie uns die Kernpunkte der neuen Finanzpolitik. Daniel: Der Wirtschaftsplan ist das Kernstück unserer Kammer. Dieser wird derzeit überarbeitet und aktualisiert und anschließend umgesetzt – mit monatlichem Soll-Ist-Abgleich, um Überraschungen zu vermeiden. Darüber hinaus werden wir Umsatzpotenziale besser erschließen und Kosten einsparen. Zum Beispiel haben wir die Mietfläche erheblich reduziert und Mitarbeiter eingespart, hauptsächlich durch Pensionierungen. Mit diesen Maßnahmen werden wir wieder auf eine solide finanzielle Basis kommen.  Leipold: Wir haben bereits im letzten Jahr mit den Sparmaßnahmen begonnen – und diese werden konsequent fortgeführt. Wir haben die Kammer generell verkleinert und die Mitarbeiterzahl reduziert. Gleichzeitig eruieren wir aber auch, wo wir mehr Geld verdienen können. Das bisher für uns sehr lukrative Messegeschäft ist dem allgemeinen Trend folgend stark zurückgegangen, daher werden wir verstärkt auf den Dienstleistungsbereich setzen und mehr und besseren Service anbieten und so unsere Einnahmen vergrößern.  Bisher konnte man von der Kammer und von der deutschen Wirtschaft sehr wenig bis gar nichts in der thailändischen Presse sehen. Auch Gespräche mit hochrangigen Vertretern der thailändischen Regierung fanden scheinbar unter Ausschluss des wichtigsten europäischen Handelspartners Thailands, nämlich Deutschlands, statt. Haben Sie ein Konzept gegen diesen Missstand? Daniel: Die Kammer kann natürlich nur wirtschaftspolitisch agieren und kann nicht im politischen Bereich tätig werden. Es stimmt aber, dass unsere Kammer in den letzten Jahren nicht sehr präsent war in der thailändischen oder internationalen Presse – und wenn, dann kamen oft nur negative Nachrichten aus Thailand. Das versuchen wir zu ändern, dafür haben wir gerade eine erfahrene PR-Fachfrau eingestellt. Auch Veranstaltungen mit hochrangigen Wirtschafts- und Regierungsvertretern wird es in Zukunft geben. Wie wollen Sie Mitglieder in Zukunft erreichen und informieren? Welche Angebote wird es geben in Bezug auf Informationsveranstaltungen, Seminare und so weiter? Es ist auch die Rede von einem neuen Konzept für Veranstaltungen. Was genau ist hier geplant? Daniel: Ich nenne einige Beispiele: Wir werden neuen Mitgliedern die Möglichkeit bieten, sich den Kammermitgliedern vorzustellen. Es wird mehr Fachseminare geben. Wir werden die Formate attraktiver gestalten und mehr Veranstaltungen tagsüber abhalten. Neue Arbeitsgruppen wurden eingerichtet oder reaktiviert, ich selber leite beispielsweise die SME-Arbeitsgruppe. Neu ist die Eastern-Seaboard-Arbeitsgruppe. Und entstaubt werden sollen die Arbeitsgruppen für Tourismus und Maschinenbau. Andere Gruppen wie Umwelttechnologie laufen bereits sehr erfolgreich. Leipold: Es wird weiterhin Networking-Veranstaltungen und Stammtische geben, allerdings werden wir mit diesen Formaten flexibler und innovativer umgehen, als in der Vergangenheit. Der Stammtisch wird nicht mehr grundsätzlich im selben Restaurant stattfinden, sondern an wechselnden Orten. Mitglieder sollen wie gesagt die Möglichkeit bekommen, sich den Besuchern vorzustellen, auch kurze Vorträge werden möglich sein. Darüber hinaus wird es mehr hochkarätige Veranstaltungen geben, wie etwa monatliche Luncheons zu wechselnden Themen mit führenden Experten. Diese neue Reihe hat bereits im vergangenen Monat begonnen mit einem Luncheon mit der stellvertretenden Gouverneurin der thailändischen Tourismusbehörde. Es werden auch erfolgreiche Unternehmer eingeladen werden, beispielsweise über thailändische Unternehmenskultur zu referieren, wir planen Veranstaltungen auf Ministerebene und auch ganz konkrete Seminare und Trainings, zum Beispiel eine Vertriebsschulung in den nächsten Wochen. Die deutsch-thailändische Handelskammer ist bilateral aufgestellt. Wie unterstützen Sie die Mitglieder, dessen Zielmarkt Deutschland und nicht Thailand ist? Daniel: Wir haben viele thailändische Mitglieder, die sich bei der Bearbeitung des deutschen Marktes von der Kammer beraten und unterstützen lassen. Wir organisieren auch Geschäftsreisen und Messebesuche. Wir müssen aber noch mehr für unsere thailändischen Mitglieder tun, und dafür setzte ich mich ein. Zum Beispiel müssen wir mehr Informationsveranstaltungen anbieten, etwa über neue Verordnungen und Gesetzte in Europa. Leipold: Wir bieten seit vielen Jahren Delegationsreisen nach und Messebesuche in Deutschland an. Besonders im Messebereich sind wir aktiv, da wir einige der deutschen Messegesellschaften vertreten. Darüber hinaus bieten wir Informationsveranstaltungen für thailändische Unternehmen an, zum Beispiel Seminare über Exportregularien oder Rechtsinformationen zum Thema Investitionen in Deutschland. Wir haben täglich Anfragen thailändischer Unternehmen, die mit Deutschland Handel betreiben wollen. Hier bieten wir Informationen und Kontakte in Deutschland. Mit welchem Argument würden Sie unseren Lesern, die ein Unternehmen in Thailand führen, die Kammermitgliedschaft empfehlen? Leipold: Wir sind als Kammer seit 1962 in Thailand aktiv. In dieser Zeit haben sich gute und stabile Netzwerke entwickelt, die unsere Mitglieder nutzen können. Das gilt natürlich auch für thailändische Unternehmen und unsere DIHK-Netzwerke in Deutschland. Wir stellen ganz konkret wertvolle Kontakte für Unternehmen her und betreiben Matchmaking. Welche Verbesserungen bezüglich der Bedingungen in Thailand konnten Sie für Ihre Mitglieder erreichen? Daniel: Die Kammer hat über die JFCCT (Vereinigung der ausländischen Kammern in Thailand, Anm. d. Red.) viele wichtige Themen angepackt und Probleme gelöst. Zum Beispiel wurde die Gefahrgutregulierung abgewehrt, die es kurzzeitig unmöglich machte, Gefahrgüter nach Thailand zu importieren. Auch beim Thema Residenzvisa, diese wurden lange nicht ausgestellt, konnten wir eine Wiederaufnahme der Bearbeitung der Anträge erreichen und somit einen Erfolg erzielen. In anderen Bereichen sind wir noch dran, beispielsweise gibt es nach wie vor persönliche Belohnungen für Zöllner und Informanten, wenn sie Unternehmen Fehler bei der Deklaration der Zollpapiere nachweisen. Eine weitere Baustelle der JFCCT sind die Arbeitsgenehmigungen, die etwa für die einfache Teilnahme an Meetings in Thailand immer noch erforderlich sind. Auch setzen wir uns über dieses Organ für einen baldigen Abschluss der Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen der EU und Thailand ein. Weitere Themen sind die relativ hohen Steuern in Thailand und die Verbesserung der Bedingungen für regionale Hauptquartiere internationaler Konzerne in Thailand. ASEAN soll bis 2015 zur Wirtschaftsgemeinschaft werden. Bereits heute ist ASEAN plus China die drittgrößte Freihandelszone der Welt. Im nächsten Jahr sollen Japan und Südkorea beitreten, 2013 Indien, Australien und Neuseeland. Hier entsteht eine mächtige Wirtschaftskraft und Thailand befindet sich im Zentrum. Welche Chancen entstehen hier für Thailand, die Region und vor allem für die deutsche Wirtschaft, die hier bereits präsent ist oder eine Ansiedlung plant? Welche Gefahren sehen Sie? Daniel: Die AEC (ASEAN Economic Community, Anm. d. Red.) ist in Deutschland leider noch nicht sehr bekannt. Bis 2015 sind es nur noch vier Jahre. Daher rate ich allen deutschen Unternehmen, sich vorzubereiten. Die Kammer ist dafür der beste Ansprechpartner. Die Wirtschaftsgemeinschaft ist eine riesige Chance für Unternehmen. Sie erlaubt es beispielsweise, von Thailand aus in all diese Länder von China bis Neuseeland und von Japan bis Indien Waren und Rohstoffe zollfrei ein- und auszuführen. Die europäischen Kammern haben gemeinsam einen ersten Beitrag geleistet, indem sie das European-ASEAN-Business-Center gegründet haben. Das EABC hat die Aufgabe, Markteintritte europäischer Unternehmen nach ASEAN zu fördern – insbesondere für SMEs. Unsere Kammer hat dabei die Führungsrolle übernommen. Würden Sie angesichts dieser Entwicklungen sagen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, in Thailand zu investieren? Daniel: Ich kann die deutsche Wirtschaft nur auffordern, jetzt nach Thailand zu kommen, insbesondere produzierende Unternehmen. In meinen Augen ist Thailand der ideale Ausgangsort, um an dem AEC-Prozess zu partizipieren. China ist groß und unüberschaubar, fast unkontrollierbar. Thailand ist der bessere, weil kontrollierbarere Standort – der leichtere Markteinstieg nach Asien und nicht mehr teurer als China. Leipold: Ja, es ist generell ein sehr guter Zeitpunkt. Natürlich kommt es auf die Branchen an. Automotiv zum Beispiel boomt gerade sehr stark, Thailand wird sich immer stärker zum Zentrum für Automobilproduktion in der Region entwickeln. Wir rechnen nach wie vor mit erheblichen Zuwächsen und ermutigen deutsche Unternehmen, hier und jetzt dabei zu sein. Automobilkonzerne, die hier produzieren, benötigen eine Zulieferkette und hier ist es wichtig, dass die Produkte auch in Thailand produziert werden, um den "Local-Content-Gehalt" zu erfüllen, der teilweise für die Freihandelsabkommen notwendig ist. Aber auch andere Bereiche sind interessant, zum Beispiel Nahrungsmittel. Thailand ist der siebtgrößte Exporteur weltweit, hier sehe ich gute Chancen für deutschen Anbieter im Bereich Lebensmittelverarbeitung- und Verpackung. Der Bereich Chemie wird auch immer stärker.  In vielen Bereichen kann ich voll und ganz bestätigen: In Thailand ist eine Investition lohnenswert. Fragen Sie nach! Wir von der AHK und unsere Partner, Germany Trade & Invest, geben gern branchenspezifische Auskunft. Sind die Mitglieder der Kammer auf den ASEAN-Prozess vorbereitet? Was bietet die Kammer an, um Mitglieder über die kommenden wirtschaftspolitischen Verhältnisse zu informieren? Daniel: Ich glaube nicht, dass die Mehrheit unserer Mitglieder im Hinblick auf die AEC hinreichend vorbereitet ist. Ich habe der Einführung des AEC-Komitees der JFCCT beigewohnt – dieses Komitee wird die Kammern ständig über den Prozess informieren, und wir werden diese Informationen an unsere Mitglieder weitergeben. Aber ich muss warnen: Unternehmen anderer Länder, zum Beispiel Australien, sind bereits heute sehr gut auf AEC vorbereitet und wissen sehr wohl, die neuen Regelungen für ihren Vorteil zu nutzen. Daher kann ich nur alle unsere Mitglieder auffordern, sich bei der Kammer und dem EABC rechtzeitig schlau zu machen und gut vorzubereiten.  Als wichtige Mega-Themen wurden Klimaschutz, Gesundheit und Urbanisierung identifiziert. In Thailand sind diese Themen besonders aktuell. Sind deutsche Unternehmen hier bereits engagiert genug? Leipold: Es gibt in diesen drei Bereichen bereits deutsche Unternehmen, die in Thailand tätig sind – dennoch wäre es wünschenswert, hier weitere aktive Firmen zu haben. Gerade im Bereich Klimaschutz ist die GIZ (vormals GTZ) sehr aktiv und setzt Programme des Bundesumweltministeriums und des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen um. Im Bereich Gesundheit haben wir auch einige deutsche Unternehmen, zum Beispiel Dräger oder Siemens Medizintechnik, aber wir sehen noch viel Potential, da Thailand sich zum Medizinhub der Region entwickelt: Zehn Prozent der Touristen kommen aus medizinischen Gründen nach Thailand – das sind etwa 1,5 Millionen Medizintouristen pro Jahr. Wir stehen kurz vor Wahlen in Thailand. Welche Auswirkungen erwarten Sie für die Wirtschaft, sollte das eine oder das andere Lager gewinnen? Daniel: Ich bin seit 30 Jahren in Thailand und habe viele Militärputsche erlebt – die thailändische Wirtschaft ist davon allgemein gesprochen nie wirklich in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei den vor einem Jahr stattgefundenen Demonstrationen der Rothemden ist in unserer Firma nicht eine einzige Arbeitsstunde ausgefallen. Trotz politischer Probleme läuft die Wirtschaft in Thailand stabil und normal; das war in der Vergangenheit so, ist heute so und wird hoffentlich auch in Zukunft so sein. Trotzdem muss man der Regierung klar machen, dass es eine große Konkurrenz der Nachbarstaaten gibt. Sollte Thailand gewisse Gesetzte nicht anpassen, läuft es Gefahr, an die Nachbarstaaten zu verlieren. Da geht es um Steuern, Arbeitsgenehmigungen, restriktive Industrien und so weiter.  Was ist Ihr persönliches Anliegen während Ihrer Amtszeit, Herr Daniel?  Daniel: Ich wünsche mir, dass die Kammer in einem Jahr besser aufgestellt ist, dass wir die Zukunftsaufgaben angepackt haben und finanziell wieder auf solider Basis stehen. Dafür heißt es jetzt, den Servicegrad verbessern – gerade im Hinblick auf unzufriedene Mitglieder. Die Kammer soll wieder der kompetente Ansprechpartner für die Probleme und den Beratungsbedarf aller Mitglieder sein. Es gibt viel zu tun und ich hoffe, unsere Mitglieder haben Verständnis, dass nicht alles auf einmal angegangen werden kann.

Mark Sonntag


Rolf-Dieter Daniel wurde am 22. April 1949 in Goslar geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seit 1990 leitet er die Geschäfte von Staedtler in Thailand. Vorher war er für Alucon und B. Grimm in Bangkok aktiv. Der Diplom-Kaufmann hat BWL in Hamburg studiert und bei Preussag in Hannover gearbeitet, bevor er 1981 nach Thailand kam. Benjamin Leipold wurde am 7. Juli 1977 in Troisdorf geboren. Er ist verheiratet und hat ein Kind. Seit Ende 2007 ist der Rechtsanwalt für die AHK Thailand in Bangkok tätig. Sein Studium der Rechtswissenschaft schloss er in Bonn ab. Dort leistete er auch am Landgericht sein Referendariat ab. Kontakt AHK Thailand / German-Thai Chamber of Commerce 25th Floor, Empire Tower 3, 195 South Sathorn Road Yannawa, Sathorn Bangkok – 10120 Thailand Email: services@gtcc.org Tel: +6626700600 Fax: +6626700601

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