Koh Samui: Werkstattbesuch bei den Schrottmonstern
Das Unternehmen "Samui Robots" verwandelt alte Mopeds in riesige Kreaturen. Das kommt vor allem bei deutschen Touristen gut an.
Mister Santo, der Geschäftsführer von Samui Robots, sieht auf den ersten Blick nicht aus wie ein Händler von Eisenkreaturen. Mit seinem blasspinken Polohemd, dem Scheitel, der Brille und dem Goldkettchen würde man den 54-Jährigen eher im Gartenzwerg-Geschäft vermuten. Mister Santo ist aber ein kluger Mann. Er weiß, dass Touristen in der Ferne das Ausgefallene suchen. Bei ihm finden sie es.
Er hat zwei Läden auf Samui, einer davon liegt direkt neben der Ausfahrt des Flughafens. Sprichwörtlich jeder Inselbesucher, der mit dem Flieger anreist, kommt nach der Landung als erstes an Mister Santos Robotern vorbei.
Ein martialisches Begrüßungskomitee!
Vor dem Laden richtet sich eine über zwei Meter große Kreatur auf, sie hat einen langen Schweif und streckt die Krallen nach den Ankömmlingen aus. Wer die "Alien"-Filme kennt, hat diese Kreatur schon mal gesehen. Die Wesen mit den Skihelm-Köpfen sind für die Filmreihe von dem Schweizer Bildhauer H. R. Giger geschaffen worden. "Letzte Woche war ein Giger-Fan hier", sagt Mister Santo. Er habe vier der Alien-Samui-Roboter gekauft und in die Schweiz schicken lassen.
Die Riesen gehen mit dem Schiff auf Reise
In den beiden Läden von Mister Santo warten noch mehr Kinohelden. Die Androiden C3PO und R2D2 aus Krieg der Sterne zum Beispiel, oder Batman. Die meisten Skulpturen überragen die Besucher. Kleinere Figuren stehen in den Regalen Spalier, es gibt ein Schachspiel mit den Charakteren aus den Simpsons und Möbel, die es nicht ins Ikea-Haus schaffen würden: Ein Glastisch, dessen Platte auf dem Rücken eines Ungetüms ruht. Runde Hocker mit schwarzen Eisenspinnen an der Seite. Mister Santo deutet auf die Sitzgelegenheiten: "Ein Mann aus Polen hat sich davon fünf Stück bestellt." Europäer sind Santos beste Kunden. Und am meisten kaufen die Deutschen. Es koste rund 15.000 Baht (375 Euro), eine Bestellung nach Hamburg zu verschiffen, sagt Mister Santo. "Aber nach München oder Frankfurt wird es teurer, ungefähr 20.000 Baht". Für die überdimensionalen Roboter verlangt er Preise zwischen 20.000 und 80.000 Baht (500 bis 2000 Euro). "Ich lasse aber gerne mit mir handeln", sagt er. In guten Monaten schicke er ein Dutzend seiner Monster auf die Reise in andere Länder. Die Werkstatt ist ein düsteres Loch. Im vorderen Bereich schrauben, hämmern und löten drei Männer an neuen Robotern. Zwei von ihnen haben Tarnjacken an, bei der Arbeit tragen sie einen bunten Kopfschutz mit drei kleinen Schlitzen für Nase und Augen. Zum Schweißen haben sie sich gefälschte Gucci-Brillen aufgesetzt. Neben ihren niedrigen Hockern kleine Haufen von Schrott: Nägel, Spiralen, Schrauben, Späne, Stäbe, Kugeln und Ketten. Mister Santo sagt, dass er monatlich rund zehn Tonnen Schrott kaufe. "Was wir hier machen, nennt sich Recycling-Kunst". Für das Durchschnitts-Alien werden 250 Kilogramm Blechmüll recycelt. Die meisten der ausrangierten Teile stammen von alten Motorradrollern.Gewinnträchtiges Recycling
"Die Roller in Thailand sind nicht für die schweren Touristen gebaut, deswegen gehen auf Samui so viele davon kaputt", erklärt Mister Santo. Die von Deutschen, Engländern, Franzosen und Schweizern zu Grunde gefahrenen Mopeds landen also in der Werkstatt von Samui Robots, werden als Recycling-Kunstwerk neu zusammengesetzt, ausgestellt, verkauft und den Europäern in die Heimat hinterhergeschickt. Ein perfekter Kreislauf und ein gutes Geschäft – das muss ein Gartenzwerg erst mal nachmachen.Samui Robot
57/39 Moo 4, Bophut
84320 Thailand
Koh Samui
Thailand
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