Kuala Lumpur:
Boomtown und Multikulti
Ein Besuch in der aufstrebenden Tigerstadt in Malaysia.
Bangkok, Singapur, Hongkong – sie stehen für das asiatische Wirtschaftswunder, doch nur eine Stadt hat den Namen Tigerstadt bis heute wirklich verdient: Kuala Lumpur wird nicht durch die Menge zugezogener, armer Landbewohner aufgebläht, ist keine Enklave ausländischer Finanzmogule und auch kein Freizeitpark für Einwanderer aus aller Welt. Malaysias Hauptstadt ist wohl die asiatischste Großstadt in Asien, vielleicht auch weil sie eine kleine ist. Sie hat nur 1,5 Millionen Einwohner, doch die kommen aus allen Regionen zwischen Süd- und Ostasien und machen die Stadt zu einem wahren Schmelztiegel. Anders als in Singapur blieben die Rassenunterschiede aber nicht immer problemlos. Heute wird dazu der Regierung eine islamische Bevorzugung vorgeworfen.
Asiatisch und effizient
Der Besucher merkt davon auf den bunten Straßen der Stadt allerdings nichts. Und doch fühlt sich Kuala Lumpur asiatischer an als Singapur, zumindest bis heute. Der westliche Einfluss ist enorm – und effizient. Im engmaschigen Stadtbahnnetz sind etwa die Stationen der Monorailbahn jeweils nach einem Sponsor benannt, neben ihrem normalen Namen. Die Straßen sind breit und nicht verstopfter als in Köln oder München. Bekannte Gastro-Ketten und Geschäfte sind überall, moderne Gebäude bestimmen die Silhouette der Stadt. KL hat die Asienkrise ohne sichtbare Blessuren überstanden und erscheint erfolgreich und fortschrittlich. Geringe Lebenshaltungskosten, eine stark traditionell orientierte Gesellschaft und das tropische Klima hauchen dem Wirtschaftszentrum mit seinen Superlativen seine asiatische Seele ein.
So ist die größte Sehenswürdigkeit der Stadt der Petronas Zwillingsturm, der höchste der Welt. Täglich stellen sich schon vor Öffnung der Türen massenweise Besucher an, um auf seine Aussichtsbrücke in 170 Meter Höhe zu fahren. Noch höher hinaus kommt man auf dem Menara Turm, KLs Fernsehturm, der mit einer Aussichtsplattform und einem drehbaren Restaurant ausgestattet ist. Obwohl in der erst vor 150 Jahre gegründeten Stadt noch um den Erhalt alter Bausubstanz gekämpft werden muss, gibt es natürlich auch viele historische Bauwerke von besonderem Interesse. Der Sultan Abdul Samad Palast war zu seiner Zeit das höchste Gebäude Malaysias und besticht noch heute mit seinem Stilmix aus Kolonialismus und maurischer Architektur. Er steht am Merdeka Square, auf dem die britische Flagge vor genau 50 Jahren mit dem Erlangen der Unabhängigkeit herabgelassen wurde. Wer noch in diesem Jahr nach Kuala Lumpur reist, findet die Stadt in Gedenken an den ersten Unabhängigkeitstag geschmückt. An allen großen Gebäuden hängt die malaysische Fahne und es finden besondere Jubiläumsfeierlichkeiten statt wie Konzerte und Militärparaden (siehe Seite 10).
Viel Geschichte in nur 150 Jahren
Die berühmte Petaling Street führt durch Chinatown, eine weitere Attraktion Kuala Lumpurs. Abgesehen von den typischen chinesischen Händlern und Restaurants wird das Chinatown-Erlebnis hier durch eine Reihe sehenswerter, traditioneller Gebäude bereichert. Wer nach weiteren Spuren aus der Kolonialzeit sucht, wird schnell fündig, etwa an der ehemaligen Batu Road, heute nach dem ersten König Jalan Tuanku Abdul Rahman benannt. Die Hauser entlang dieser Straße zeigen den baulichen Wandel über die Zeit, besonders nennenswert sind das Coliseum Café und Kino, sowie die Hotels Rex & Tivoli. Von hier ist es nur eine Straßenecke bis nach Little India, das den Besucher vor allem am Abend mit seinen Sari-Schneidereien, Basarständen und authentischen Restaurants vergessen lässt, in welchem Land er sich gerade befindet. Vor einigen Jahren wurde der Hauptbahnhof mit der Eröffnung des KL Sentral Bahnhofs zur Stadtbahnstation degradiert, doch seine Minarette machen ihn weiterhin zu einem Besuchermagneten. An Kuala Lumpurs Geburtsstätte, wo die Flüsse Klang und Gombak zusammenfließen, steht die mit 98 Jahren nun älteste Moschee der Stadt, Masjid Jamek. Ihre weiß leuchtenden Zwiebeltürme und Minarette werden von den umstehenden Palmenwipfeln überragt. Das friedliche Bild setzt sich im inneren der Colonaden und massiven Ziegelwände fort – Masjid Jamek sollte man unbedingt auch von innen gesehen haben. Kuala Lumpurs Sehenswürdigkeiten sind dank einer kleinen Innenstadt alle dicht beieinander. Doch wer wegen des immerschwülen Klimas nur ungern durch die Straßen spaziert, kann auf ein dichtes Netz von über- und unterirdischen Stadtbahnen zurückgreifen, die zudem recht günstig sind. Ein wichtiger heutiger Anziehungspunkt sind ohne Frage auch Kuala Lumpurs Shopping Malls, etwa Bukit Bintang oder Times Square an der benachbarten Imbi Station der Monorail.Grünes Herz
Obwohl das tropische Klima nicht unbedingt zum Verweilen außerhalb klimatisierter Räume einlädt, sind die Vielzahl von Parks ein besonderes Juwel Kuala Lumpurs. Neben dem KLCC Park am Petronas Turm mit Kinderspielplatz und Joggingbahn ist der beliebteste Park im Stadtgebiet Lake Gardens: Der tropische Garten umgibt zwei Seen und hält besondere Attraktionen bereit wie einen Streichelzoo, einen Schmetterlingsgarten und den überdachten Vogelpark, in dem rund 3000 Vogelarten leben. Ebenfalls eine Besuch wert ist der Titiwangsa Garten im Norden wegen seines Ausblicks über die Stadt und einem 60 Meter hohem Riesenrad direkt am See.Weitere Hotels in der Region geplant Nach europäischem Vorbild machte Tony Fernandes 2001 aus einer ruinierten Fluggesellschaft im Malaysia Asiens ersten Billigflieger und bereits 2003 folgte die erste Verbindung ins Ausland, nach Bangkok. Heute ist AirAsia Hauptabnehmer des Airbus A320 und das Passieraufkommen liegt bei erwarteten 18 Millionen zum Ende des Jahres. Doch das Unternehmen bleibt weiter innovativ und bietet seit April als erste Airline in der Region Web-Checkins für Reisende ohne Gepäck. Im selben Monat fiel der Startschuss für das erste No Frill Hotel in Kuala Lumpur. Nach dem gleichen Prinzip wie beim Flug können Frühbucher im Tune Hotel ein Zimmer ohne Extras zwischen 10 bis 100 Ringgit (2-20 Euro) buchen. Das ehemalige Grand Centrepoint Hotel präsentiert sich nun unübersehbar in den knalligen Unternehmensfarben weiß und rot, die Webadresse prangt groß an der Fassade und auch innen wurde das Haus komplett umgestaltet. Alle Zimmer sind mit Bett, Deckenventilator, Dusche und Kartenschloss ausgestattet. Klimaanlage, Handtuch und Seife können an der Rezeption gegen Aufpreis bestellt werden. Auf Teppiche und Möbel wurde verzichtet, ebenso wie auf Zeitung, Telefon und Zimmerservice. Wohlfühlen kann man sich bei Tune dennoch. Dank der modernen Gestaltung und einer heißen, druckvollen Dusche setzt sich das Haus angenehm von den üblichen Backpacker-Absteigen ab, ein Internet-Café zum kostenlosen Surfen sowie Geldautomat, Shop und Bistro mit Leinwand in der Lobby lassen sogar ein richtiges Hotel-Gefühl aufkommen.
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