Seltenes Spektakel in Bangkok: Prozession der königlichen Barken

Bei der königlichen Barkenprozession handelt es sich um eine traditionelle Zeremonie in Thailand, die bereits seit über 700 Jahren stattfindet und bei denen stets Barken eine wichtige Rolle spielen. Als Barken werden spezielle Boote ohne Masten sowie Antrieb oder Segelschiffe bezeichnet, die zwei bis drei Maste besitzen. Während zu damaligen Zeiten die Prozession regelmäßig abgehalten wurde, findet sie heutzutage nur noch selten statt. Oftmals werden die Barken vor allem zu kulturellen, königlichen oder religiösen Anlässen verwendet, um der Feierlichkeit einen besonderen Stellenwert zu verleihen. Während der Königsregatta kommen in der Regel über 50 verschiedene Barken zum Einsatz, die von mehr als 2.000 Ruderern begleitet werden. Die Route führt zumeist vom Tha Wasukri in Bangkok über den Wat Phra Kaeo (Königspalast) sowie Wat Pho bis hin zum Wat Arun.

Was steckt hinter der Königsregatta?

Jede Regatta soll eine Huldigung an den König darstellen. In diesem Rahmen bieten die königlichen Familien Mönchen des Wat Arun neben neuer Kleidung auch Speisen sowie andere bedeutsame Dinge – daher auch die Bezeichnung „Kathin“, die von den bekannten Mönchskutten abgeleitet wird, die Mönche in Thailand traditionell tragen. Ein weiterer Bestandteil der Königsregatta ist die Buddha-Statue, die bei den Prozessionen gegenwärtig ist und von Gästen der Zeremonie gefeiert wird. Begleitet wurde das Treiben von Musik, die vor allem einen speziellen Trommeltakt enthält. So können die Ruderer dem Rhythmus des Taktes folgen und die Barken gleichmäßig führen.

Die königliche Barkenprozession wird von einer sehr langen Tradition begleitet, die ihre Wurzeln vermutlich im 14. Jahrhundert hat. Schon zu diesen Zeiten – so berichten verschiedene geschichtliche Quellen – wurden über 200 Boote in Ayutthaya (ca. 80 km nördlich von Bangkok gelegen) zu Wasser gelassen und ein großer Aufwand betrieben, um die königliche Zeremonie herrschaftlich wirken zu lassen.

Mitte des 18. Jahrhundert kamen die Birmanen, die jedoch nicht nur Ayutthaya einnahmen, sondern ebenso die wertvollen Boote für sich beanspruchten. Somit fielen die Regatten für die nächste Zeit aus. Doch General Taksin vertrieb mit seinen Truppen die Birmanen und baute mit Thonburi eine neue Stadt, die schon bald eine neue Flotte von 115 Booten herstellte. Es war jedoch erst König Phuttayodfa Chulalok – besser bekannt als Rama I. – der die Kathin-Zeremonie erneut einführt und im Jahr 1782 die Barke Subanahongsa anfertigen ließ. Diese Barke sollte fortan die Hauptbarke bei den Prozessionen darstellen und mehr als 100 Jahre auf den Gewässern Thailands treiben. Erst König Vajiravudh (Rama VI.) baute ein Nachfolgemodell, das jedoch denselben Namen trug wie die bekannte Hauptbarke.

Bereits zu dieser Zeit wurde die Königsregatta (auf thailändische Tawt Kathin Luang) nur sporadisch abgehalten und teilweise sogar nach der siamesischen Revolution im Jahr 1932 ganz abgeschafft. Lange Zeit gab es in Thailand keine Barkenprozessionen. Erst 1957 und unter der Regentschaft von König Rama IX. konnte die Tradition wieder Einzug halten und im Jahr 1959 umgesetzt werden.

Tipp

Heute befinden sich zahlreiche der hochwertigen Barken im Königlichen Barkenmuseum in Bangkok, das täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet hat.

Finden heutzutage auch noch Königsregatten in Thailand statt?

König Rama IX hat während seiner Amtszeit insgesamt 15 Barkenprozessionen stattfinden lassen. Davon wurden acht größere sowie sieben kleinere Veranstaltungen abgehalten. In diesem Rahmen kamen meistens spezielle Formationen zum Einsatz.

Große Kampfformation

Bei der großen Kampfformation, die dem König Narai, der von 1629 bis 1688 lebte, gewidmet ist, werden Buddha-Bildnisse verschifft oder königliche Kathin-Zeremonien gefeiert. Sie findet vor allem zu besonderen Staatsanlässen oder wichtigen Feiertagen statt.

Kleine Formationen

Bei den eher kleinen Prozessionen spielen drei Reihen von Barken eine wichtige Rolle. Im Zentrum wird allerdings stets die königliche Barke präsentiert.

Hinweis

Bei einer Barke handelt es sich nicht um eine Barkasse. Während eine Barke immer ohne Motorantrieb auskommt, ist für eine Barkasse immer ein Motor vorgesehen.

Welche Barken gelten in Thailand als besonders wertvoll?

Es gibt einige Königsbarken, die in Thailand bei Königsregatten verwendet wurden und sehr wertvoll sind. Die wichtigsten Barken sind nachfolgend kompakt zusammengefasst.

Anekchatphuchongse: Diese Barke gilt als älteste der insgesamt vier Königsbarken und stammt aus der Zeit von Rama V. (Chulalongkorn). Es zeichnet sich durch besonders viele und sehr filigrane Ornamente aus, die am Bug angebracht sind.

Anantanagarat: Bei dieser Barke handelt es sich um ein Modell, das während der Amtszeit von Rama III. (Nangklao) sowie Rama IV. (Mongkut) als Hauptbarke geführt wurde. Sie wurde während der Regentschaft von Rama VI. (Vajiravudh) erneuert und 1914 zur Jungfernfahrt eingeweiht. Der Bug ist eine Besonderheit und wird von einer siebenköpfigen Schlange (Nagarat) begleitet.

Subanahongsa: Zu Zeiten Rama VI. wurde 1911 eine weitere Königsbarke gebaut, die in Form eines Schwans gehalten ist und aus einem einzigen Stück Holz (Teak) erbaut wurde. Mit einer Länge von insgesamt 46 Metern durfte die Barke 1911 das erste Mal in thailändischen Gewässern fahren. Heute gehört die Barke zum Maritimen Weltkulturerbe.

Narai Song Suban Rama IX.: Bei diesem Boot handelt es sich um die einzige Barke, die zu Amtszeiten König Rama IX. (Bhumibol Adulyadej) gefertigt wurde. Sie entstand 1994 und ist unter Aufsicht der königlichen Marine sowie der Abteilung für Kunstgeschichte errichtet worden. Im Mai 1996 konnte sie ihre erste Fahrt aufnehmen und während der 50jährigen Thronfeierlichkeiten für Rama IX. genutzt werden. Heute stellt das Bootsmodell eine offizielle Staatsbarke dar.

Das Besondere an jeder Barke ist, dass die meisten von ihnen mit kunstvollen Holzschnitzereien versehen sind, die teilweise mit Gold überzogen wurden. Auch bunte Glaseinsätze sind an verschiedenen Booten zu bewundern, die meistens den Formen von bekannten Figuren der thailändischen Mythologie nachempfunden sind. Als eine der ältesten und aufwendig restaurierten Barken gilt die Garuda Hem Het, die von König Rama VI. gegen Anfang des 19. Jahrhunderts bestellt wurde. Sie enthält das Wappenzeichen Thailands – einen Garuda, der ein Mischwesen darstellt.

Hinweis

Beim Garuda handelt es sich um ein Fabelwesen, das teilweise als Mensch und teils als Adler gezeigt wird. Der Garuda trägt eine goldene Krone (Mongut) und besitzt an jedem Flügel sieben Federn, die spitzzulaufend gehalten sind.

Orte zum Zuschauen:

Bis zu 10,700 Leute können sich an diesen Plätzen einfinden:

Santichai Prakan Park (für 1,500 Leute)
Thammasart University (für 1,800 Leute)
Nagaraphirom Park (für 2,300 Leute)
Siriraj Hospital (für 100 Leute)
King Bhumibol’s 72nd Birthday Anniversary Park (für 1,000 Leute)
Unter der Rama VIII Bridge, Thon Buri (für 4,000 Leute)

Das Spektakel ist kostenlos!

Insider-Tipp von Thaizeit

Wer sich nicht unter die Massen mischen möchte, kann sich im Prinzen-Palais am Fluss, den "Chakrabongse Villas" einfinden. Dies ist ein kleines und höchst feines Boutique Hotel mit großem Park, dass sich direkt am Flussufer und genau gegenüber dem Wat Arun befindet.
  • Ticket-Preis: 1,500 THB (inkl. Snacks von 14. - 16. Uhr)
  • Es gibt nur 50 Sitzplätze. Reservation ist zwingend erforderlich
  • Tel: 089 810 0498 / 080 045 7778
  • Email: reservation@chakrabongse.com

52 Boote, 2200 Marine-Offiziere

Die Flotte der so genannten Kathin-Prozession besteht aus 52 Booten, die in einer historischen Kampfformation den Chao Phraya Fluss hinuntergleiten. Die vier bedeutendsten Barken Suphannahongse, Narai Song Suban, Anantanagaraj und Anekchatbhuchongse stehen im Zentrum der Barkenformation, umgeben von acht weiteren Barken mit prächtigen Galionsfiguren aus der thailändischen Mytholgie sowie 40 kleineren Zeremonienschiffen. Insgesamt werden über 2200 Offiziere der thailändischen Marine als Ruderer der Barken im Einsatz sein.

"Historisches Überbleibsel"

Der Ursprung dieser bedeutungsvollen Feierlichkeiten reicht zurück bis zur Herrschaftszeit von König Ramkhamhaeng (1275-1316) in der Sukhothaiperiode. Nachdem Bangkok zur Hauptstadt Thailands wurde fanden die Prozessionen auch hier unter den Königen der Chakridynastie statt. Bei Angriffen der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs wurden die Barken dann stark beschädigt. Im Jahre 1951 machte sich Seine Hoheit König Bhumibol selbst ein Bild vom Zustand der traditionsreichen Schiffe und veranlasste eine umfangreiche Renovierung. Acht Jahre später konnte die erste königliche Barkenprozession zu Ehren von König Bhumibol stattfinden. Die königlichen Barken Thailands sind ein historisch bedeutsames Überbleibsel thailändischer Geschichte und die Barkenprozession ein Ereignis, das weltweit einzigartig ist.

Nathalie Gütermann/Richard Barrow


* Quelle + alle Fotos: Copyright Richard Barrow; richardbarrow.com Die hier publizierten Fotos von Richard Barrow wurden während einer solchen Probe aufgenommen. 

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