Bier ist Bier

Boon Rawds Flagschiff Singha Beer und die Eigenarten des Bierbrauens in Thailand

Wer sonst sollte den Titel „Bestes Bier aus Thailand“ tragen, wenn nicht das älteste und bei Touristen und Einheimischen beliebte Singha Beer? Und doch war Singha der Überraschungssieger unserer ersten Bangkok Beer Challenge, galt es doch, sich gegen internationale Marken wie Heineken oder Tiger durchzusetzen. Wir haben die Pathumthani Brauerei besucht, in der das Bier mit dem Löwen hergestellt wird.

Es war das Jahr 1933, als Phraya Bhirom Bhakdi die erste Brauerei Thailands gründete, das damals noch Siam genannt wurde. Der Geschäftsmann aus wohlhabender Familie reiste durch Europa und brachte einen Braumeister aus Deutschland zurück nach Bangkok, wo anschließend in der Samsen Road in Banglamphu das erste thailändische Bier gebraut wurde. Heute steht die Brauerei mit ihren Kupferkesseln zwar noch, Bier wird dort aber nicht mehr hergestellt. Das geschieht jetzt in zwei modernen Brauereien des Familienbetriebs Boon Rawd, in Pathumthani und in Khon Kaen.


Die Zufahrt zur Haupt-Brauerei ist unscheinbar, der 1992 errichtete Komplex von der Straße kaum sichtbar. Ganz anders der Eindruck von der Seite des Chao Phaya Flusses, an dessen Ufer die mächtigen Gärtürme thronen: 78 glänzende Tanks, in denen über 400.000 Liter Bier für drei Tage abkühlen, bevor sie in der benachbarten Abfüllanlage in Dosen und Flaschen gefüllt und in Booten oder Lastwagen verladen werden. Sämtliche Maschinen und Kontrolltafeln kommen aus Deutschland, erklärt uns Boon Rawd Vizepräsident Isara Khaola-Iead nicht ohne Stolz und man unterhält freundschaftliche Beziehungen mit Brauereien wie Warsteiner, Paulaner und Bitburger. Nur die Braumeister sind nicht mehr Deutsche, sondern in Deutschland ausgebildete Thailänder wie der fließend Deutsch sprechende Chumpon Phiancharoen. Ausgebildet bei Doemens in Grafelfing bei München ist er nun für die Qualität der Biere in Thailand zuständig: „Unser Bier wird aus importierten Hopfen hergestellt, wir verwenden den tschechischen Saaz-Hopfen, weil er nicht so hart und kratzig ist.“ Singha ist bekannt in aller Welt für seine perfekte Abstimmung zur scharfen Thaiküche und hat sich schnell als feste Größe bei Biertrinkern in Thailand etabliert. Doch nachdem mit dem Aufschwung in den Neunziger Jahren auch andere Brauereien mit allen Mitteln in den Markt drängten, musste Boon Rawd seine Rolle als Marktführer aufgeben. „Für den thailändischen Kunden ist Bier eben Bier“ erklärt Khaola-Iead, da seien Geschmack und Raffinesse zweitrangig; auf dem Markt zählen nur der (niedrigste) Preis und der Alkoholgehalt. Doch nur zehn Prozent der Jahresproduktion von 6 Millionen Hektolitern gehen ins Ausland, der Rest wird in Thailand abgesetzt. Als die Brauerei in Pathumthani gebaut wurde, hatte sie nur 20 Gärtürme, heute werden hier 36.000 Flaschen pro Stunde abgefüllt, an sechs Tagen in der Woche. Die Maschinen werden am siebten Tag gewartet, bevor sie wieder 24 Stunden pro Tag in drei Schichten von insgesamt 600 Mitarbeitern betrieben werden. Außer Singha werden hier auch Singha Light, Kloster, Leo und Thai Beer produziert.

Es ist kein Geheimnis, dass einem Bier für den thailändischen Markt auch etwas Reis oder (bei Thais sehr beliebt) Zucker hinzugefügt wird, aber sonst gibt es in den Tropen „keinen Unterschied zum Bierbrauen in Deutschland“, versichert uns Chumpon und Khaola-Iead fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Aber es ist nur maximal ein Jahr haltbar – in Deutschland wird es nie schlecht“.

Alexander Heitkamp

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