Erinnerung an Bhumibol Adulyadej:

Stationen eines Königlebens (2)

In ersten Teil unserer Erinnerungen haben wir über die Jugendjahre des jungen Prinzen Bhumibol berichtet. Im 2. Teil widmen wir uns der zweiten Lebenshälfte von "King Rama IX".


13.10.2018
Anlässlich des 2. Todestages des Kult-Königs Bhumibol von Thailand, veröffentlichen wir hier den 2. Teil unserer "Erinnerungen". Er war ein grandioser - und vom Volk über alles geliebter - Herrscher. Er war der "Vater der Nation"! 


Wenn Sie regelmäßig Thaizeit.de lesen, dann haben Sie schon fast alles über den Herrscher von Thailand erfahren! Zum Beispiel, dass er am 5. Dezember 1927 in Cambridge/Massachusetts in den USA als Sohn des Prinzen von Siam geboren wurde, und somit Doppelbürger war. Nämlich Thailänder UND Amerikaner. Dass er mit seinen drei Geschwistern in der Schweiz aufgewachsen ist, in Lausanne das Abitur absolvierte und an der Uni studierte, und dass er sich dort auch mit seiner späteren Frau Sirikit verlobte.
Dies, uns viele weiteren interessanten und überraschenden Informationen über seine Jugendjahre, finden Sie in ausführlicher Form im 1. Teil unserer "Erinnerungen an Bhumibol Adulyadej".  

Auch dass er ein König mit Rekorden war, dürfte Ihnen bekannt sein. 

Er war bis zu seinem Tode das am längsten amtierende Staatsoberhaupt der Welt und konnte in seiner Funktion als Dienstältester unter den Monarchen auf genau 70 Jahre und 127 Tage zurück blicken. Nun steht Königin Elisabeth II von England, die am 21. April 2018 92 Jahre alt wurde, an erster Stelle (Foto links). Sie bestieg 5 Jahre später als Rama IX. den Thron, ist also seit 6. Februar 1952 Königin und nunmehr seit genau 24.354 im Amt. (Quelle: Wikipedia/Staatsoberhäupter) Also sagen wir's einfacher: seit 66 Jahren ist sie Regentin und war auch privat eine langjährige Freundin des thailändischen Königs.  

Royal Projects

Was Seine Majestät Bhumibol Adulyadej jedoch besonders auszeichnete, war der unermüdlicher Einsatz für sein Volk und sein Land. Und auch hier kann man von einem Rekord sprechen. Seit seiner Inthronisierung wurden über 3000 (!) vom König initiierte Projekte durchgeführt, darunter zahlreiche Umweltprojekte und Spendenaktionen. 
Was nur wenige wissen: König Bhumibol hatte in Lausanne auch eine fundierte Schweizer Ausbildung als Diplom-Ingenieur absolviert. In dieser Funktion hat er schon als junger Student sein eigenes Segelboot gebaut, später Brücken und Dämme in Thailand entworfen, und vor allem auch das Prinzip des künstlichen Regenmachens perfektioniert. Er lies die von ihm entwickelte Erfindung patentieren, welche mittlerweile offiziell in 30 Ländern anerkannt ist. Das Prinzip wird bis heute in den von Dürre bedrohten Agrargebieten Thailands eingesetzt und brachte ihm den Namen "königlicher Regenmacher" ein. 

Weltweit respektiertes Königspaar

Der König und die Königin waren rund um den Erdball geachtet und beliebt. Wie sich schnell herausstellte, hatte Prinz Bhumibol mit der Auswahl seiner Braut die richtige Wahl getroffen. Prinzessin Sirikit Kitiyakara, ebenfalls von hochadeliger Herkunft und eine Urenkelin von König Chulalongkorn (Rama V.), war nicht nur bildschön, sondern auch intelligent und gebildet. Als Diplomatentochter (ihr Vater war Botschafter in Frankreich) studierte sie in Paris, später in Dänemark, England und Genf. Wie ihr Mann sprach auch sie mehrere Sprachen und hatte ihren ganz eigenen eleganten Stil entwickelt, so dass das Modemagazin Vanity Fair sie 1965 als „bestangezogene Frau der Welt“ auszeichnete. Mehr über die Queen...

König der Herzen

Unermüdlich kam Seine Königlichen Hoheit Bhumibol Adulyadej seinen Pflichten nach, fädelte als Schlichter hinter den Kulissen Waffenstillstände ein, und spendete Unsummen aus seinem Privatvermögen, als die Tsunami-Welle im Jahre 2004 die Küsten der Andamanensee und Hundertausend Leben zerstörte. Er empfing gekrönte und ungekrönte Häupter und sprach noch bis wenige Jahre vor seinem Ableben mit den mächtigsten Politikern dieser Welt - unter anderem mit Vladimir Putin und Barack ObamaSiehe Bildergalerie... 
Die feierlichen Geburtstagsparaden des Herrschers waren ein wichtiger Teil des Protokolls (Foto rechts). Dann schien der König unerreichbar, wie ein Halbgott, dem man nicht zu nahe kommen darf. Hier: 2007.

Doch das war nur die eine, die hochoffizielle Seite. Vielmehr sucht er meist das Gespräch mit den Menschen auf der Straße oder auf dem Land - das war ihm stets wichtiger als die geschliffene Konversation mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Adel.   Und so widmete er einen Großteil seiner Zeit "seinen Leuten", vor allem in den von Armut oder Dürre gebeutelten Gebieten.

Liebe, die nie erlischt

Das Wohlergehen der Thailänder war dem König seit jeher eine Herzensangelegenheit. Nichts kam je dazwischen. Selbst als ihn seine schwere Krankheit eigentlich schon ans Bett fesselte, zeigte er sich noch im Rollstuhl und verbot sich jegliche Schwäche. "Ich bin immer für Euch da", signalisierte er mit einem Winken. 

Somit hatte "King Bhumibol" über 7 Jahrzehnte seinem Volk symbolisch "Liebe gezeigt und gegeben"... - nun kommt sie Millionenfach zurück! Genau das ist es, was sich seit dem Ableben des Monarchen am Donnerstag, den 13. Oktober 2016 - und das ganze darauffolgende Jahr bis heute - auf so traurige, und gleichzeitig doch so wunderbare - ja sogar großartige - Weise gezeigt hat.
Und dies wird vielleicht nur EINEM MENSCHEN AUF DIESER WELT so widerfahren wie ihm: Die bedingungslose Dankbarkeit, Zuneigung und Liebe einer ganzen Nation zu empfangen, die so herzzerreißend um ihren "Landesvater" trauert, wie eine einzelne Person um den eigenen geliebten Vater.  Weit über 500.000 Menschen versammelten sich - ganz in schwarz gekleidet - am "Black Friday", und harrten zum Teil auf Knien vor dem Siriraj-Krankenhaus und dem Grand Palace aus, um den Trauerzug mitzuerleben, und ihren hochverehrten König auf "seiner letzten Reise" zu begleiten. Der Rest der Bevölkerung sass gebannt vor ihren Fernsehern und weinte mit. Bei seiner Bestattung und den mehrtägigen Zeremonien (25. - 29.10.2017) - inklusive der Kremation am 26. Oktober 2017 - waren es Millionen.
Insofern ist das posthum ein weiterer Rekord des "Königs der Rekorde".  

>>> Bildergalerie: Stationen eines Königlebens - Teil 2


Lesen Sie auch alles über seine JUGENDJAHRE:

>>> Stationen eines Königlebens - Teil 1

Nathalie Gütermann

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