Felix Häfliger: Ein Schweizer Gourmet in Khao Lak
Mit Eismaschine, Sparschäler und einer großen Ladung Optimismus bewaffnet hat sich Gourmet Felix Häfliger den Tropen gestellt. THAIZEIT hat den Eidgenossen in Khao Lak besucht.
Felix Häfliger feiert gerade Jubiläum: Ein Jahr Thailand. Vor genau zwölf Monaten ist er seinem latenten Wunsch nachgekommen, an einem Ort zu leben, an dem man sich an einem lauen Augustmorgen beim Verlassen des Hauses nicht die Frage stellen muss, ob man den Wollpulli nicht besser doch mit einpackt. Seine Heimat vermisst der Schweizer Gourmet nicht – wenn nur dieses verflixte Fenchelgemüse auch hier in den Tropen wachsen würde. Ein Kurztrip nach Khao Lak.
Wenn Häfliger in Thailand etwas vermisst, so ist es seine delikate Fenchelsuppe mit Safran. Fenchel und Thailand scheinen einfach nicht kompatibel zu sein. All seine Bemühungen, das Gemüse in seinem Garten anzupflanzen, sind kläglich gescheitert. „Um ehrlich zu sein, dasselbe gilt für praktisch alle Sämereien, die ich aus der Schweiz mitgebracht habe“, bemerkt er und deutet auf eine erbärmliche Zucchini-Staude, die man erst auf den zweiten Blick als solche erkennt. Dafür wuchern der Basilikum, die Minze, Orchideen und Bananenbäume – sechs verschiedene Sorten wachsen in seinem Garten. Mal abgesehen vom Fenchel kann man in Khao Lak praktisch alles kaufen. Sogar Schweizer Schokolade und Colemans-Senf. Hat er Lust auf frische Pasta, fährt Häfliger nach Phuket Town zu einem Konditor, bei dem er richtig gutes Nudelmehl erhält.
Felix Häfliger wurde 1953 in der Schweiz in der Nähe von Schaffhausen geboren. Bevor sich der gelernte Drogist dem Feinschmeckertum verschrieben hat, war er in der Pharma- und Kosmetikbranche tätig. Er arbeitete unter anderem für Estée Lauder, La Prairie und kümmerte sich schließlich um die Produkte des Naturheilkunde-Pioniers Alfred Vogel. 2002 wagte er den Sprung in die Selbständigkeit im kulinarischen Bereich. Es entstanden die Kochbücher „Trendküche Asien“, „Trendküche Afrika“ und „Salate“ für den Verlag Saisonküche sowie verschiedene Firmen-Kochbücher. Als freier Autor verfasste er Rezeptstrecken und kulinarische Texte für diverse Schweizer Zeitschriften. Im Mai 2009 hat Felix Häfliger Thailand zu seiner neuen Wahlheimat erklärt und ist von St. Gallen nach Khao Lak ausgewandert. www.getjealous.com/maxximus
Lab Gai statt Fenchelsuppe
Entsprechend stattlich ausgerüstet ist die Küche seines kleinen Mietshauses, welches etwas nördlich von Khao Laks Zentrum liegt: Eine imposante italienische Glacémaschine aus Chromstahl reiht sich neben Kitchen-Aid-Mixer und Nudelmaschine, die Regale sind voll gestopft mit verschiedensten Küchenutensilien, Hutschenreuther- und königlichem Thai-Porzellan, Colemans-Mustard und Aceto Balsamico. Auch der klassische Schweizer Sparschäler fehlt nicht. Zum großen Amüsement von Freunden und Familie hat Häfliger Dreiviertel seines Haushalts in einen 25-Kubikmeter-Container gepackt und nach Thailand schiffen lassen. Sogar die traditionellen Bülacher Glasflaschen seiner Mutter mussten mit – und sind ihm jetzt zu Aufbewahrungszwecken in der feuchten Tropenhitze sehr dienlich, rechtfertigt sich Häfliger. An der Wand hängt ein Bild einer Tafelszene, die König Rama den Fünften zeigt, ein anderes Seine Königliche Hoheit Bhumibol bei einem Treffen mit King of Rock ‘n’ Roll Elvis. Auch Titel von Schweizer Gastro-Zeitschriften hängen da, für die er als Rezeptautor und kulinarischer Berater gearbeitet hat, als er noch in der Schweiz lebte und sich nicht mit Visum-Fragen, permanentem Stromausfall, Sanuk und sintflutartigen Monsunergüssen beschäftigte, sondern mit dem Rezeptieren von Jakobsmuscheln auf Limetten-Lauch und antiken Hühnchen-mit-Pinienkernen-Rezepten des römischen Feinschmeckers Apicius.Wenn Häfliger in Thailand etwas vermisst, so ist es seine delikate Fenchelsuppe mit Safran. Fenchel und Thailand scheinen einfach nicht kompatibel zu sein. All seine Bemühungen, das Gemüse in seinem Garten anzupflanzen, sind kläglich gescheitert. „Um ehrlich zu sein, dasselbe gilt für praktisch alle Sämereien, die ich aus der Schweiz mitgebracht habe“, bemerkt er und deutet auf eine erbärmliche Zucchini-Staude, die man erst auf den zweiten Blick als solche erkennt. Dafür wuchern der Basilikum, die Minze, Orchideen und Bananenbäume – sechs verschiedene Sorten wachsen in seinem Garten. Mal abgesehen vom Fenchel kann man in Khao Lak praktisch alles kaufen. Sogar Schweizer Schokolade und Colemans-Senf. Hat er Lust auf frische Pasta, fährt Häfliger nach Phuket Town zu einem Konditor, bei dem er richtig gutes Nudelmehl erhält.
Mit Glacé gegen Stänkermäuler
Häfliger ist eine Frohnatur, ein Optimist – und Perfektionist. Bevor er mit Sack, Container und Sparschäler nach Thailand ausgewandert ist, setzte er sich intensiv mit seinem Domizilwechsel auseinander. Er reiste zu verschiedenen Jahreszeiten ins Land und befasste sich eingehend mit der fremden Kultur. Schließlich wollte er wissen, was ihn erwartet. Nicht wie dieses Pärchen aus der TV-Serie „Die Auswanderer“, das in Thailand ein Restaurant eröffnen wollte und dabei keinen blassen Schimmer hatte, wie viele Baht ein Euro wert ist. Häfliger schmunzelt und schüttelt den Kopf, während er Koriander und Frühlingszwiebeln hackt. Einen großen Bogen macht er um diejenigen Expats, die immer nur das Negative in ihrer Wahlheimat sehen, die lästern und stänkern. Und das als Gast! Da kennt Häfliger kein Pardon – und versteht auch mal ausschließlich Französisch.Zu seinen wichtigsten Vorbereitungen gehörten auch zwei Präventivmaßnahmen gegen allfällige Depressionszustände, verursacht durch Langeweile: Maßnahme Nummer eins: Ein großer Garten. Maßnahme Nummer zwei: Glacé. Zur Erklärung von Punkt Nummer zwei: Bereits auf seinen früheren Reisen nach Thailand hat sich Häfliger stets gewundert, weshalb man im Land der saftigsten Mangos, Ananas und Mangosteen nicht ein anständiges Sorbet kaufen kann. Also ließ er seine italienische Eismaschine anlaufen und experimentierte wochenlang mit exotischen Früchten, Chili und Basilikum, kombinierte verschiedene Zuckerarten in unterschiedlichen Verhältnissen, wobei er bewusst auf Eier, Sahne, Farb- und Konservierungsstoffe verzichtete. Rund ein Dutzend verschiedene Eiskreationen hat Häfliger so bereits rezeptiert und Freunde und Nachbarskinder mit wilden Kombinationen aus Kardamom, Chili und Schokolade oder Basilikum und Mango beglückt.
Steht Häfliger nicht in der Küche oder im Garten, erkundet er die Umgebung von Khao Lak auf seiner Honda. Auf einer solchen Entdeckungsreise ist er auch auf eine Kautschukplantage gestoßen, die zum Verkauf stand. Im lichten Hain der hochgeschossenen Gummibäume wird Häfliger sein neues Zuhause bauen. Die Grenzsteine sind bereits gelegt, der Hausentwurf liegt beim Architekten zum Prüfen bereit. „Es soll ein Haus mit typisch thailändischem Dach werden. Und mit Spülmaschine“, lacht Häfliger. Ordentlich was zu kehren wird er auch haben, wenn die Kautschukbäume einmal pro Jahr ihre Blätter verlieren. Bis zum Umzug wird es aber noch eine Weile dauern. In der Zwischenzeit lässt Häfliger seine Eismaschine heiß laufen. Langweilig wird es ihm kaum werden.
Nicole Ochsenbein
Felix Häfliger wurde 1953 in der Schweiz in der Nähe von Schaffhausen geboren. Bevor sich der gelernte Drogist dem Feinschmeckertum verschrieben hat, war er in der Pharma- und Kosmetikbranche tätig. Er arbeitete unter anderem für Estée Lauder, La Prairie und kümmerte sich schließlich um die Produkte des Naturheilkunde-Pioniers Alfred Vogel. 2002 wagte er den Sprung in die Selbständigkeit im kulinarischen Bereich. Es entstanden die Kochbücher „Trendküche Asien“, „Trendküche Afrika“ und „Salate“ für den Verlag Saisonküche sowie verschiedene Firmen-Kochbücher. Als freier Autor verfasste er Rezeptstrecken und kulinarische Texte für diverse Schweizer Zeitschriften. Im Mai 2009 hat Felix Häfliger Thailand zu seiner neuen Wahlheimat erklärt und ist von St. Gallen nach Khao Lak ausgewandert. www.getjealous.com/maxximus
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Meinungen
23.07.2023 12:24
ein toller Kerl, wir haben eine Weile zusammengearbeitet in der Kosmetikbranche
19.01.2022 05:00
Phänomenal! Auch wenn ich bedenke, dass wir in Neuhausen am Rheinfall in der Schule nebeneinander gesessen sind. Er hat es seither in seinem Leben sehr weit gebracht. Christian Gianoli (Nobs)
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